„Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich auch nicht, irgendetwas zu tun.“ Dieser Satz veränderte das Leben einer ganzen Schulklasse, zum Glück nur auf der Bühne.
In einer packenden Theatervorstellung – der ersten seit zwei Jahren – zeigte der Theaterkurs des Jahrgangs 12 unter Leitung von Frau Rosenfeld die dramatischen Konsequenzen dieser nihilistischen Aussage.
Eigentlich könnten Schule, Eltern, Freizeit, Freundschaft oder auch Liebeskummer die wichtigsten Themen und Sorgen der Jugendlichen bestimmen. Stattdessen stellt die Stimme eines Mitschülers, zu hören aus dem Off, das Leben der Klasse auf den Kopf. Um das Gegenteil der zitierten Aussage zu belegen, machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach Sinn und Bedeutung. Indem sie versuchen, Dinge zu sammeln, die ihnen wichtig sind, trudeln sie jedoch immer weiter in eine Spirale aus Angst, Hass, Wut und Ohnmacht. Scheinbar launig geht es los, als eine Mitschülerin eine Tofu-Packung auf den Stapel der bedeutungsvollen Dinge legt und sagt, Tofu stehe stellvertretend für ihre Lebensweise. Ein Mitschüler opfert seine Sneakers, ein weiterer die ihm teuren Geldscheine. Empfindlicher werden die Diskussionen, als sich die Jugendlichen gegenseitig Werte abverlangen, die sie freiwillig auf keinen Fall hergeben möchten, etwa ein Tagebuch mit sensiblen Einträgen, gesundheitserhaltende Medikamente oder den letzten Brief der verstorbenen Mutter. Das chorische Fußklopfen oder Aufeinander-Zeigen nimmt immer bedrohlichere Formen an, etwa bei der Forderung nach dem Knie eines sportbegeisterten Schülers oder nach der Tötung eines im Koma liegenden Bruders. Gewalt und radikaler Gruppenzwang steigern sich und führen beim Rückblick der Gruppe 20 Jahre später zu der bitteren Erkenntnis, Bedeutung nicht gefunden, sondern verloren zu haben.
Die Adaption des Romans von Janne Teller gelang dem Kurs mit originellen Akzenten in einer kurzweiligen und scheinbar mühelosen Inszenierung. Tatsächlich hatte sich das Ensemble in einem intensiven, teils aufreibenden Arbeitsprozess die Auseinandersetzung mit der Bedeutung wahrer Bedeutung zu eigen gemacht und dabei auch ganz persönliche Erfahrungen und Sichtweisen einbezogen. Heraus kamen ein ganz eigenständiger Zugriff auf die Problematik und eine sehr flüssige, authentisch wirkende Darstellung.
Dass der Kurs im Laufe der Zeit kleiner wurde und Pandemieausfälle ausgleichen musste, „hat die schöpferische Arbeit nicht unbedingt unterstützt“, sagt Kursleiterin Anke Rosenfeld. Umso schöner ist es, dass die eindrucksvolle Inszenierung nun die erste Dörpsweg-Theatersaison nach zwei Jahren eröffnen konnte.