Bili-Klasse – ein Rückblick

Normalerweise gibt es die Angebote des bilingualen Zweigs in Kursform. So besuchen die Schüler:innen der Jahrgänge 7 und 8 entweder einen Kunstkurs oder „Drama“, also Theater auf Englisch, während ab Klasse 9 entweder ein zweistündiger Geschichtskurs oder dreistündig „History“ auf dem Programm stehen. Eine Ausnahme bildete der 10. Jahrgang, der sich nun in die Oberstufe verabschiedet: Hier nahmen Schüler:innen einmalig im Klassenverband am bilingualen Zweig teil. Eine Schülerin dieser Klasse zieht Bilanz:

Von Valerie Feller (10a)

Spannende Unterrichtsdiskussionen, Hineinversetzen in verschiedene Konfliktparteien,  Analysen von historischen Texten und eine Menge Abwechslung und Freude, all das auf Englisch: Das bietet einem das Fach History am Gymnasium Dörpsweg.

Im ersten Jahr in History liegt ein besonderer Fokus auf der Geschichte Großbritanniens und der USA, zugleich werden die Französische Revolution, die deutsche Reichsgründung und der Erste Weltkrieg thematisiert. Die Weimarer Republik, die NS-Zeit, der Zweite Weltkrieg und die Zeit danach bis zu den heutigen Jahren der Globalisierung werden im zweiten Lernjahr behandelt.

Während der Lehrplan somit in vielen Bereichen jenem des Fachs Geschichte ähnelt, zeigen beide Fächer doch bedeutungsvolle Unterschiede. History bietet eine spezielle Art von Multiperspektivität. Quellenanalysen, welche in der Originalsprache, Englisch, betrachtet werden, wirken viel authentischer und man kann sich unmittelbarer in anderer Länder hineinversetzen, als bei einer deutschen Übersetzung. Zur Kubakrise beispielsweise haben wir uns beispielsweise den Briefverkehr von Kennedy, Chruschtschow und Castro der Originalsprache Englisch angesehen. Alle waren sich einig, dass wir in History die historischen Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven betrachten konnten, nicht nur aus der deutschen.

Gefallen haben uns die Formate, die wir zum Lernen genutzt haben, z.B. Fishbowl-Diskussionen, wo jeder sich freiwillig, um seine Argumentationen zu äußern, in einen von zwei Halbkreisen, Repräsentanten für zwei Betrachtungsweisen, setzen konnte, eine Nachstellung einer Vertragsverhandlung als Talkshow, das Erstellen unseres eigenen Cartoons oder eines Tagebucheintrags zu einem historischen Ereignis.

Präsentationen und viele mündliche Diskussionen standen im Vordergrund, sodass uns der Unterrichtsstoff nicht nur zum Auswendig-Lernen bereitgestellt wurde, sondern wir in viele Situationen hautnah hineinversetzt wurden.

Durch eine höhere Anzahl an Stunden und eine größere Freiheit in der Gestaltung konnten wir uns auf Aspekte fokussieren, die uns persönlich interessierten. Dies eröffnete uns beispielsweise Raum, heutige Konflikte mit der Vergangenheit zu verknüpfen und daraus unsere eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Schwierigkeiten beim Einstieg in das History Fach gab es bei uns in Klasse 8 nicht, da wir bereits Theater auf Englisch (Drama) hatten und viele Teilnehmer sich auch schon aus den bilingualen Vorbereitungskursen der Unterstufe kannten.

Vokabelhilfen wurden uns stets gegeben und auch die ersten beiden Bände „Invitation to History“, mit welchen wir gearbeitet haben, erläuterten Fachbegriffe und Aufgaben verständlich.

Als bilinguale Klasse fühlten wir uns wohl dabei, unsere Gedanken zu äußern, und wir  konnten jederzeit in tiefergreifende Diskussionen einsteigen, wie zum Beispiel zum Wahlalter.

Aufgrund der Tatsache, dass wir im Vorhinein wussten, dass History wegen des sprachlichen Aspekts drei Stunden beträgt und höhere Anforderungen stellt, haben sich motivierte Schüler für die bilinguale Klasse entschieden, was sich insgesamt positiv auf die Lernumgebung auswirkte. Die englischen Sprachkenntnisse haben sich bei uns allen stark erhöht.

Weil sich bei den Kurswahlen für die Oberstufe bei vielen Interessierten das History-Angebot mit dem künftigen Profilfach Geschichte überschnitt und nicht beide Fächer in die Benotung einfließen können, wurde der History Kurs für den kommenden 11. Jahrgang nicht eingerichtet. Dazu gab es Kritik: „Schade, dass es kein bilinguales Profil in der Oberstufe gibt.” Auch wäre es in Zukunft interessant, wenn es ein weiteres gesellschaftliches Fach auf Englisch gäbe.

Insgesamt lässt sich sagen, dass meine Klasse und ich in History verschiedene Blickwinkel einnehmen konnten, der Unterricht spannend und bildlich dargestellt war und uns besonders die Anwendung der englischen Sprache viel Spaß bereitet hat.

Die Urkunde, die wir bei der Teilnahme am bilingualen Zweig erhalten haben, sieht gut auf dem Lebenslauf aus, aber das Entscheidende waren die vielen Erkenntnisse und Erfahrungen, die wir mitnehmen konnten.

History ist uns allen sehr ans Herz gewachsen und wir werden sowohl das Fach als auch die Klassenkonstellation sehr vermissen.