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Fragen der Anthropotechnik

Inwieweit sollte man technisch mögliche Verfahren so nutzen, dass sie dem Menschen nützen? Wo überwiegen Vorteile, wo Risiken oder ethischen Bedenken? Fragen wie diesen gingen Schüler:innen des 11. Jahrgangs im letzten Schuljahr nach. Zwei von ihnen reisten im Anschluss an die Universität Rostock, um sich dort mit Studierenden weiter auszutauschen:

Von Valerie Feller (S3)

Der Philosophiekurs des 11. Jahrgangs von Herr Hanke sollte im letzten Schuljahr in einer Einheit zur Medizinethik, inspiriert von philosophischen Texten, eigene Präsentationen zum Klonen und zur Anthropotechnik erstellen, in denen wir eine persönliche Regulierung zur Erschaffung oder Manipulation menschlichen Lebens aufstellen sollten.

In diesem Rahmen haben wir, Morssal und Valerie, uns die Frage gestellt, inwiefern der Ausbau und Einsatz von Anthropotechnik rechtzufertigen ist, und dies aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Während wir Gentechnik als ein Mittel der Emanzipation und der Umgehung von Leid angesehen haben, offenbarten sich vererbbare Eingriffe zugleich als Faktor der Determination an jegliche Generationen. Durch die biologischen und gesellschaftlichen Risiken haben wir uns schließlich für eine eingeschränkte und lediglich medizinische Anwendung von Anthropotechnik ausgesprochen.

Aufgrund der komplexen Betrachtung, welche bei uns Diskussionen anregte, organisierte Herr Hanke uns beiden in Korrespondenz mit der Dozentin Frau Heilmann einen Austausch am 22.07.2025 an der Universität Rostock. In diesem war es vorgesehen, dass wir den Vortrag erneut vor Lehramtsstudierenden halten und schließlich über die Inhalte diskutieren würden.

Da dies für die Studierenden eine neue Problemstellung war, haben wir grundlegende Informationen zur aktuellen gesetzlichen Lage der Gentechnik genauer erläutert, unsere Gliederung angepasst, wie auch ein paar weitere Zitate hinzugefügt.

Die interaktive Gestaltung der Präsentation eröffnete eine Diskussion über unseren Kodex, wie die geregelte Nutzung der Anthropotechnik gestaltet sein soll.

Dieser Diskurs erwies sich als sehr ergiebig, denn die Studierenden äußerten alle verschiedene Ansichten und Argumente zu den Fragen, ob Gesundheit ein gesellschaftliches Ideal ist, ob man Eingriffe an Embryonen mit festgestellten Erbkrankheiten vernehmen sollte und wann das Leben beginnt.

Zum Beispiel wurde Gesundheit mit der Begründung als ein Ideal eingeordnet, dass unsere Leistungsgesellschaft darauf aufbaut, dass wir körperlich und mental in der Lage sind zu arbeiten und Menschen mit Krankheiten Nachteile erfahren.

Außerdem wurde der intuitive Einwand, dass eine Veränderung der DNA aufgrund der Einmischung in die Natur befremdlich sei, entkräftet, da hier zum einen naturalistische Fehlschlüsse begangen werden und uns zum anderen die mentalen Fähigkeiten, sie zu beeinflussen, von der Natur selbst gegeben worden sind.

Vor allem, weil man dadurch so viel Leid und Benachteiligung verhindern kann, einigten sich schließlich alle auf eine Prävention von Erbkrankheiten an Embryonen durch Gentechnik, wenn es jene möglichst risikolos zulässt.

Des Weiteren hat man gemerkt, wie sich bei den Studierenden neue Erkenntnisse gezeigt haben und sie ihre Standpunkte geändert haben, was sich als eine sehr anregende Erfahrung herausstellte.

Außerdem haben wir an jenem Tag auch einem Seminar zum Philosophen Moritz Schlick beigewohnt, wobei die Kapitel seines Werkes „Fragen der Ethik“ ausführlich von der Dozentin und den Studierenden besprochen wurden.

In diesem Seminar haben wir sein Motivationsgesetz kennengelernt, nach welchem man stets nach der eigenen lustbetontesten Vorstellung handeln soll.

Hierbei könnte man dem moralischen Gesetz vorwerfen, dass es egoistisch ist, weil das Handeln stets nach der eigenen Lust bewegt sein soll, weswegen es unmoralisch wäre. Wieso dies hier aber nicht so zutrifft, haben wir durch eine neue Definition von Egoismus erarbeitet, was sich als sehr lehrreich und spannend erwies.

Aufgrund der Offenheit, die die Studierenden gegenüber uns Schülerinnen zeigten, war es sehr angenehm, am Fachgespräch mitzumachen, wo unsere Vorstellungen und Gedanken sehr gut aufgenommen worden sind.

Weiterhin war es uns bei einem gemeinsamen Mittagessen mit Studierenden möglich, Fragen zum Studium, zum Berufsweg nach dem Abitur und zu weitere uns interessierenden Themen zu stellen.

Der Austausch mit den Studierenden und das neue Wissen machten den Ausflug äußerst ergiebig, weshalb wir dankbar sind, dass uns diese Möglichkeit gegeben wurde.