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Fragen zur Gen-Ethik an einen Molekularmediziner

Gentechnik revolutioniert nicht nur die Landwirtschaft, sondern birgt auch das Potenzial, lebensbedrohliche Krankheiten zu heilen und unsere Ernährung nachhaltig zu sichern. Doch während die Möglichkeiten faszinierend erscheinen, werfen ethische und ökologischen Implikationen vielfach Fragen auf. Diesen widmeten sich die beiden von Herrn Hanke geleiteten Philosophiekurse des 11. Jahrgangs. Aufschlussreich hierbei war ein Interview mit einem Molekularmediziner. Eine Schülerin berichtet:

Von Valerie Feller (S2)

Mit dem Fortschritt der Wissenschaft steigen unwiderruflich auch die technischen Möglichkeiten, den menschlichen Körper zu verändern. Umso wichtiger ist es geworden, hier zu differenzieren, welche Handlungen moralisch verantwortbar sind, und entsprechende Gesetze zu entwickeln, was jedoch stets in Abstimmung der Naturwissenschaften geschehen muss. Vor diesem Hintergrund traten die Philosophie-Kurse des 11. Jahrgangs von Herr Hanke am 30. Juni in den Austausch mit Professor Böttcher am Institut für Molekulare Medizin der Uni Halle.

Auseinandergesetzt haben wir Schüler:innen uns mit der Medizinethik bereits seit mehreren Wochen durch Präsentationen, Plenumsdiskussionen und auch das Erstellen eines Kodex zu den Gebieten des Klonens und der Gentechnik, in welcher man Erbanlagen durch das künstliche Einfügen oder Entfernen eines DNA-Abschnittes verändert.

Um unser Verständnis abschließend abzurunden, nutzten wir die Möglichkeit, uns mit einem Experten auf diesem Gebiet zu unterhalten. Dabei war es uns auch wichtig, dass wir mit jemanden aus der Naturwissenschaft sprechen, da viele Schüler:innen im Kurs in dieser Hinsicht interessiert sind, aber vor allem auch, weil in gesellschaftlichen oder politischen Debatten eine naturwissenschaftliche Perspektive oft vernachlässigt wird beziehungsweise ganz fehlt, obwohl sie sich am besten mit der Technik an sich und deren Auswirkungen auf den Körper auskennt.

Durch eine Recherche sind wir auf Professor Böttcher gestoßen, der am Institut für Molekulare Medizin an der Uni Halle in der Krebsforschung tätig ist und hierfür Methoden der Gentechnik nutzt. Prof. Böttcher erklärte sich sehr zuvorkommend bereit, sich mit uns in einer Video Session in Verbindung zu setzen und unsere Fragen zu beantworten.

In seiner Forschung analysiert Prof. Böttcher, welche Mutationen von Krebszellen dafür sorgen, bestimmte Medikamente unwirksam zu machen, womit zukünftig eingeschätzt werden sollte, welche Therapie für einen Patienten sinnvoll ist. Dafür braucht es die Geneditierung.

Die genaueren Details seiner Arbeit wie auch seine Antworten an uns hat Prof. Böttcher verständlich und klar formuliert, wodurch sie uns Schüler:innen sehr greifbar wurden, beispielsweise bei der Frage, auf welche Art und Weise genau künstliche Intelligenz, ein für uns Schüler:innen sehr nahes Thema, Verfahren in der Gentechnik effizienter gestaltet.

Wir sprachen auch über das sehr kontroverse und aktuelle Thema, ob Gentechnik an Embryonen oder an der Keimbahn getroffen werden sollten vor dem Hintergrund, dass die veränderten Erbinformationen an künftige Generationen weitergegeben werden können. Hier riet Prof. Böttcher aus wissenschaftlicher Perspektive ab. Zum einen seien durch Pränataldiagnostik Eingriffe, um Erbkrankheiten zu verhindern, meist unnötig, da man durch sie im Vorwege mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmen könne, ob ein ungeborenes Kind erblich erkrankt sei. Zum anderen könne man eben nicht die genauen Nebenwirkungen der Geneditierung vorhersagen, da Gene meist mehrere Funktionen besitzen.

Da wir Schüler:innen uns zuvor mit dem Embryonenschutzgesetz befasst hatten, war es sehr lehrreich, die wissenschaftliche Sichtweise vor Augen geführt zu bekommen. Ebenso erwies sich Professor Böttchers Lebenslauf als aufschlussreich, denn außerhalb von Deutschland war er auch an Instituten in Australien und den USA tätig. So war es interessant, von den regionalen Unterschieden in der Forschung zu erfahren.

Des Weiteren berichtete Prof. Böttcher davon, dass er ursprünglich in der Pflanzlichen Genetik gearbeitet, dort aber seinen Sinn nicht gefunden habe, weshalb er auf die molekulare Medizin umgestiegen sei, um damit etwas in der Welt zu bewirken.

Dadurch, dass unser Jahrgang sich in einem Alter befindet, in welchem die Berufswahl immer näher rückt, hat uns diese Antwort zum Denken angeregt. Abschließend lässt sich sagen, dass sich das Gespräch mit Professor Böttcher als äußerst informativ herausstellte, seine Erläuterungen präzise und anschaulich waren und sein bisheriger Werdegang sehr inspirierend auf uns wirkte.

 

Besuch aus dem Kinderhospiz

Mit unserer Sterblichkeit setzen wir uns im Allgemeinen nicht so schrecklich gerne auseinander. Doch gehört der Tod zum Leben, und so hat seine Thematisierung auch ihren Platz in der Schule. Wie dicht sogar Kindheit und Sterblichkeit beieinander liegen können, das erfuhren Schüler:innen des 10. Jahrgangs in einer aufschlussreichen Diskussion. Ein Gesprächsteilnehmer berichtet:

Von Till Becker (10d)

Die Sterbebegleiterin Indra Zissin aus dem Theodorus-Kindertageshospiz, besuchte die Religions- und Philosophiekurse der 10. Klassen. Das Thema „Tod und Sterben“ war zuvor im Unterricht behandelt worden, was uns Schüler:innen zu einer Vorstellung  des Berufes verhalf und es leichter machte, über das noch tabuisierte Thema zu sprechen.

Ihre persönliche Sichtweise und ihre alltäglichen Erfahrungen teilte Indra Zissin in dem offenen Gespräch mit uns. Es ergaben sich verschiedenste Fragen, auf die wir ehrliche und detaillierte Antworten bekamen. In unserem Gespräch fanden wir eine ausgewogene Balance zwischen Sachinhalten und emotionalen Aspekten. Ohne unsensibel zu sein, erklärte uns die Krankenschwester beispielsweise den Unterschied zwischen dem klinischen, dem biogenen und dem Hirntod. Wir erfuhren, dass die Menschen im Hospiz einen Alltag leben, in dem der Tod nur eine partielle Rolle spielt und der Fokus auf Spaß, Freude und das Erleben gerichtet ist. Das Theodorus-Kindertageshospiz sagt selbst über sich, dass es ein Ort zum Leben und Lachen ist. Die Eins-zu-eins-Betreuungsform ermöglicht es den Pflegekräften und dem Hospizteam, individuelle Glücksmomente zu schaffen und sich ohne Zeitdruck um die schwerkranken Kinder zu kümmern, mit ihnen zu weinen und zu lachen.

Der Besuch war ein bereichernder Abschluss der Unterrichtseinheit und führte dazu, ein größeres Bewusstsein der Schüler:innen für dieses schwierige Thema zu schaffen.