Europatag

Eine Ausstellung zu den Ländern Europas von den 7. Klassen und ein Gastvortrag des Europa- und Völkerrechtlers Markus Kotzur für Schüler:innen der Jahrgänge 10 und 11 bildeten den diesjährigen Rahmen für den Europatag am Dörpsweg.

Die Europamesse in der Aula hat bereits Tradition. Liebevoll gestalteten die Siebtklässler:innen gruppenweise ihre Stände. An Stellwänden und auf Tischen präsentierten sie zu den Ländern Europas Plakate, zeigten Ausstellungsgegenstände, stellten Quiz-Fragen und boten Spezialitäten zum Probieren an.

Währenddessen wählte die Jury aus Geographie-Lehrkräften einen Siegerstand aus, dessen besonders gelungene Präsentation eine besondere Ehrung erhielt. Gekürt wurden in diesem Jahr Tim, Seraphina und Lisa (7b) für ihre Vorstellung des Inselstaats Malta. „Doch es war besonders beeindruckend“, betont Geographie-Lehrerin Frau Zabel, „wie kreativ und engagiert sehr viele Schüler die Länder vorgestellt haben und wie differenziert auch kulturelle Besonderheiten dabei präsentiert wurden.“

Neben Lehrkräften besuchten insbesondere Klassen der jüngeren Jahrgänge die Ausstellung, ließen sich geografische, politische, wirtschaftliche oder kulturelle Zusammenhänge erläutern – und sie probierten eifrig die Spezialitäten, die teilweise noch bis in die Nacht hinein gebacken worden waren.

Derweil versammelten sich die 10. Klassen sowie Schüler:innen des 2. Semesters im Theaterraum, um den Ausführungen des Europarechtlers Prof. Dr. Kotzur zu lauschen, der einen Lehrstuhl für Europa- und Völkerrecht an der Universität Hamburg inne hat, als Prodekan der juristischen Fakultät tätig ist und hier auch das Europa-Kolleg leitet.

Er hatte vorbereitend Fragen von den PGW-Lerngruppen erhalten, die er zur Grundlage für einen Dialog mit den Schüler:innen machte. Im Zentrum standen einerseits juristische Fragen rund um die „Rechtsgemeinschaft Europa“, etwa rechtliche Regelungen zum europäischen Binnenmarkt, die uns im Alltag betreffen. Andererseits, betont Kotzur, gehe es immer auch um politische Prozesse und darum, wie sie im Bewusstsein der Zivilgesellschaft ankommen.

Kotzur lässt Ausführungen zu einer Reihe schwieriger, teils brisanter Themen folgen. Plastisch bringt er komplexe Überlegungen etwa zu Entscheidungsprozessen in Bezug auf die Ausrichtung des künftigen Europa auf den Punkt, spricht die Frage einer „europäischen Republik“ ebenso an wie die Rechtsstaatlichkeit als Legitimation der Mitgliedstaaten-Gemeinschaft – dies auch mit Blick auf die Europa-Orientierung der Ukraine. Bei seinen Ausführungen zu Fragen der Migrations- und Asylpolitik erläutert Kotzur, dass das europäische Recht vieles definiere, auch wenn nicht alle EU-Staaten die Regeln unproblematisch aufnähmen. Dabei hebt er den juristisch geprägten Begriff der „Schutzsuchenden“ hervor und wirft die Frage auf, was einen solchen Schutz denn legitimiere – Verwüstungen ja, Klimawandel oder Armut nicht: Hier sei eine politische Einigung nicht in Sicht, Entwicklungen „von unten nach oben“ womöglich aber von der heutigen Schülergeneration beeinflussbar. Ausführungen zu Prüfprozessen bei der Anerkennung von Schutzsuchenden lässt Kotzur ebenso wenig aus wie eine Einordnung der Aufgaben von „Frontex“ – jener Grenzschutzformation an den Außengrenzen Europas, die selbst kontrollierbar bleiben müsse. Auch zu Fragen des sozialen Europas – etwa dem „Gender pay gap“ gegen Diskriminierung als europäische Kernkompetenz – oder zur Rolle der EU als globalem Akteur beispielsweise gegenüber Afrika erläutert Kotzur komplizierte Zusammenhänge klar, verständlich und anschaulich.

Trotz vorgerückter Stunde – dem letzten Stundenblock vor der Mittagspause – ist das Publikum voll bei der Sache. Viele Schüler:innen trauen sich mit Fragen und Anmerkungen hervor, alle hören konzentriert zu. Immer wieder lobt Kotzur das Vorwissen der Schüler:innen und ihre Fragen.

„Das war wirklich informativ und ein Denkanstoß“, sagt Sasa (10b) im Anschluss, „jetzt fühle ich mich noch motivierter für das Wirtschafts-Profil der Oberstufe.“ Mayra (S2) kannte einige Aspekte bereits aus dem Unterricht und findet, dass der Vortrag „sehr gut auf die Fragen aus dem Publikum eingegangen ist, besonders auf juristische Zusammenhänge“.

Das Gegenstück dazu, die politische Warte, wird nach den Maiferien folgen, wenn Schulsenator Rabe am Projekttag Europa den Dörpsweg besucht und sich den Fragen der Schüler:innen aus den Jahrgänge 10 und 11 zu aktuellen politische Themen stellt.