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„Dann wusste ich, es gibt kein Zurück…“

Im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs hatte der Geschichtskurs des 11. Jahrgangs von Herrn Hanke Gelegenheit, mit Zeugen des Mauerfalls von 1989 zu sprechen.

Kein Datum der deutschen Geschichte ist so schicksalsträchtig, wie der 9. November. An diesem Tag im Jahr 1848 scheitert die „Märzrevolution“, 1918 ruft Philipp Scheidemann die erste Deutsche Republik aus, 1923 misslingt in München der „Hitlerputsch“ und an einem besonders dunklen 9. November der deutschen Geschichte brennen 1938 in der „Reichspogromnacht“ jüdische Geschäfte und Synagogen.

Ein glückliches Ereignis verbinden wir mit 9. November 1989, als friedliche Demonstrationen zum Fall der Berliner Mauer und in der Folge zur deutschen Wiedervereinigung führen.

Zwei Zeitzeugen, die 1989 etwa 18 Jahre alt waren, schilderten im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Oberstufenkursen ihre Erinnerungen und unterschiedlichen Sichtweisen auf die DDR. Der eine sah Chancen in der DDR, während der andere bereits mit 14 Jahren wusste,  dass er aus diesem Staat herauswollte, und in der Folge mit seiner Mutter auch Republikflucht beging. Damals habe er gewusst: „Es gibt kein Zurück.“

In der multiperspektivischen und kontroversen Debatte hatten die Schüler:innen Gelegenheit, Fragen zu stellen und ins Gespräch einzutreten. Der Austausch vollzog sich auf einem sehr hohen Niveau und wurde sogar noch nach Beendigung der Veranstaltung mit den Zeitzeugen persönlich weitergeführt. „Man konnte in dem Gespräch gar nicht alle Fragen stellen“, berichtet Felix (S1), „und im persönlichen Gespräch nach der großen Runde war es sogar noch persönlicher und offener.“

„Ich habe viel Neues mitgenommen“, findet Lotta, und Famke pflichtet bei: „Ich hatte immer mal etwas von meinen Eltern gehört, aber hier waren wir richtig nah dran.“ Lina zeigt sich besonders beeindruckt von einem prägenden Moment, von dem der DDR-kritische Zeitzeuge berichtete: Er sei nach seiner Flucht aus der DDR einem österreichischen Polizisten begegnet und der habe einfach „Hallo“ gesagt. Ein freundlicher Polizist sei für ihn damals ganz und gar neu gewesen, in der DDR habe man immer Angst vor den Staatsbediensteten gehabt.

Die Zeitzeugen hätten viele persönliche Dinge erzählt, die zugleich das Leben von Jugendlichen in der DDR vor Augen geführt hätten, berichten die Schüler:innen des Geschichtskurses, etwa wenn es um die Schulnoten oder die Berufe der Eltern gegangen sei – beides entscheidend auch für Berufsmöglichkeiten der Kinder. Der Austausch sei „eine tolle Möglichkeit gewesen, einmal mit ‚Geschichtsbüchern‘ lebendig in den Austausch zu gehen“, resümiert Herr Hanke, „zumal eines Tages jeder zum Zeitzeugen wird.“ Und er ergänzt an die Schüler:innen gewandt: „Auch eure Kinder werden euch sicherlich zu euren Zeiterlebnissen und Gedanken und Gefühlen befragen. Hoffentlich!“

Besuch in Neuengamme

Immer wieder besuchen Klassen und Kurse das ehemalige Konzentrationslager in Neuengamme. Nun war der History-Kurs des 10. Jahrgangs gemeinsam mit Herrn Rösler dort. Eine Schülerin berichtet.

Von Sarah Topp (10b)

Wie sah ein KZ zur Zeit des Nationalsozialismus aus? Wie haben sich die Beteiligten gefühlt? Welche Arbeit mussten die Gefangenen leisten? Wie sah der Alltag dort aus? Diesen Fragen widmete sich der History-Kurs des 10. Jahrgangs in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme. 

Auf einer mehrstündigen Rundführung hatten die Schüler:innen viel Interesse an der Geschichte dieses Ortes und haben dem Guide viele Fragen gestellt. Auf dem Gelände sind einige Gebäude aus der damaligen Zeit erhalten geblieben, der größte Teil wurde allerdings nicht rekonstruiert. Stattdessen wurden die Umrisse der Holzbaracken, in denen die Insassen schliefen, sowie das Krematorium und weitere Gebäude durch Steine gekennzeichnet.

Auf dem Gelände befinden sich ebenfalls verschiedene Ausstellungen mit einem Miniaturmodell des Lagers sowie etliche Biografien von Überlebenden und Informationen zu den Gerichtsverfahren der SS-Wachen. Dabei erfuhren wir z. B., wie ein Däne trotz zweifacher KZ-Inhaftierung überleben konnte, weil er Hilfe von anderen inhaftierten Dänen bekam, die auf ihre Landsleute aufzupassen hatten. Solche Gruppenbildungen blieben allerdings den KZ-Aufsehern nicht lange verborgen, sodass es immer wieder zu Verlegungen kam.

Wir fanden die Exkursion sehr informativ. Vielen half es zudem, die Biografien zu lesen, um sich ein besseres Bild zu machen, wie brutal die SS-Wachen mit den Gefangenen umgingen.

Am Ende der Führung haben wir die anliegende Gedenkstätte besucht, zu der die Stadt Hamburg sowie Überlebenden- und Angehörigenverbände beigesteuert haben.

Der Besuch der Gedenkstätte stimmte uns nachdenklich und beschäftigte manche auch noch im Nachhinein sehr.