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„Die Schöne und das Biest“

Liebe und Schönheit, Abenteuer und Magie, Schauspiel und Lieder verzauberten das Publikum bei der Vorstellung des Musicals „Die Schöne und das Biest“. Der Theaterkurs des 12. Jahrgangs, unterstützt von einer Band aus Schülern und Lehrkräften, präsentierte unter Leitung von Frau Baake und Frau Rosenfeld das Musical, das auf dem französischen Volksmärchen „La Belle et la Bête“ basiert.

Erzählt wird die Liebesgeschichte der schönen, selbstlos Bella und jenes verwunschenen Prinzen, den eine Fee einst in eine Bestie verwandelt hat. Der Bann kann nur durch die Macht der Liebe gebrochen werden, doch bis Bella den entscheidenden Satz sagt, muss sie die Annäherungsversuche des starken, aber eitlen und dummen Dorfanführers Gustav abwehren, der mit der Dorfgemeinschaft schließlich Jagd auf das „Biest“ macht.

Emsig hatten die Schüler:innen bereits im 11. Jahrgang mit Unterstützung von Frau Rosenfeld und Frau Baake viele der Szenen entwickelt und dabei innerhalb ihres Ensembles auch die Solo-Rollen gecastet. Für das Biest fiel die Wahl auf gleich zwei Schauspieler (Muhammad Özdemir, Simon Tyutyunik), die in bester postdramatischer Manier gemeinsam sangen und spielten. Auch die weiteren Solorollen traten mit großem Einsatz und Können auf – herausragend die Stimme der Bella (Lena Wolfe) – sowie mit Sinn für Komik, etwa bei den Dorfszenen mit einem prahlenden Gustav (Max Wolfe). Zu Herzen gehende Auftritte hatten auch die weiteren Solisten, etwa die geheimnisvolle Fee (Laura Leisner), Bellas alter Vater (Karan Singh) oder die zickigen Schwestern (Noelia Buchwald und Famke Sekula, die spontan einsprang).

Neben den Schloss-Szenen in Goldlamé stand die Dorfschenke mit ihren Bierkrügen im Zentrum der Handlung, die von einem starken  Chor der Bäuerinnen und Bauern mit dynamischen Gesangs- und Tanzeinlagen voller origineller Inszenierungsideen getragen wurde. Die über 20 Songs des Musicals wurden sehr ausdrucksstark musikalisch begleitet von einer Band aus Schülern (Sander Kraft, Mark von Wille) sowie Lehrkräften (Frau Baake, Frau Kathary, Herr Guizetti, Herr Godersky und Herr Gruhn).

Ein Musical zu erarbeiten, in das Kompetenzen verschiedener Künste einfließen, allen voran aus den Fächern Musik und Theater, ist eine anspruchsvolle Herausforderung. Die Mühe hat sich gelohnt! Das fand auch das Publikum, das nach der Abschlussvorstellung in der voll besetzten Aula seiner Begeisterung mit Standing Ovations Ausdruck verlieh.

Schauspielhaus-Inszenierung hinterfragt

Theater wirkt. So können Inszenierungen intensive gesellschaftspolitische Debatten auslösen. Das zeigte sich beim Austausch des Dramaturgen Ludwig Haugk sowie der Theaterpädagogin Marie Petzold (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) mit dem 12. Jahrgang des Gymnasiums Dörpsweg.

Die Schüler:innen aller vier S3-Deutschkurse hatten im Herbst gemeinsam eine „Woyzeck“-Vorstellung im Schauspielhaus besucht, also jenes Büchner-Dramas von 1837, das im Zentrum der Semesterarbeit stand. Gleichgültig ließ die aggressiv-knallige Inszenierung wohl nur wenige, vielfach gab es Fragen und Irritation, teilweise Empörung. So schrieb Leo Schiemann aus dem Deutschkurs von Frau Margedant kurzerhand eine Mail an das Theater – und bekam Antwort vom leitenden Theaterpädagogen des Hauses, Michael Müller. Der schlug ein Gespräch des Dramaturgen mit den Deutschkursen vor, das nun in der Dörpsweg-Aula stattfand.

Ludwig Haugk, der seinen Beruf des Dramaturgen als „Anwalt des Textes und Berater der Regisseurin“ vorstellte, wurde begleitet von der Theaterpädagogin Marie Petzold. Beide sammelten zunächst Eindrücke und Fragen der Schüler:innen und baten sie dann, selbst Vermutungen, Erklärungsansätze, Antworten zu wagen. Heraus kam zunächst eine vielschichtige Interpretation zu einer Reihe von Merkmalen der Inszenierung.

So wurde die schrille, verstörend pinke Ästhetik auf die Perspektive des schon bei Büchner an Halluzinationen leidenden Woyzeck bezogen, die gummizellenhafte Raumgestaltung auf seine Wahnvorstellungen, das dämonische Auftreten anderer Figuren auf seine alptraumhafte Innensicht. Zugleich, so Haugk, wolle die Inszenierung auch tradierte Erwartungen aufbrechen, das Publikum aufrütteln, die Aufmerksamkeit schärfen. Die bereits offene Struktur des Büchner-Dramas – es gibt keine eindeutige Reihenfolge der von Büchner fragmentarisch hinterlassenen Szenen – beantwortet die Schauspielhaus-Inszenierung mit einer Wiederholungsschleife von Szenen, deren Verlauf jedoch variiert: Die Ermordung Maries durch Woyzeck, wie Büchner sie ans Ende der Dramenhandlung stellt, bildet unverblümt gleich den Anfang der Inszenierung. Es folgen eine Splatter-Variante, eine Version, in welcher Woyzeck Selbstmord begeht, und schließlich eine Fortsetzung, in der es keinen Mord mehr gibt. Damit gewinnt die bereits von Büchner neu gefasste Darstellung eines historisch überlieferten Falls auf der Hamburger Bühne Alternativen, Ableitungen, die „etwas mit heute zu tun haben“, so Haugk.

Dynamisch wurde die Diskussion bei der Frage eines Schülers, ob Haugk denn finde, dass die im Programmheft ins Zentrum gerückte Femizid-Thematik von der Inszenierung eingelöst werde. Haugk berichtete, dass die Regisseurin Lucia Bihler es abgelehnt habe, die Figur Woyzecks als „Opfer der Umstände“ darzustellen, vielmehr gebe es nie eine Rechtfertigung dafür, eine Frau umzubringen. Auch sei es nicht Ziel ihrer Inszenierung, die mehr oder weniger klaren Intentionen des Autors umzusetzen, vielmehr solle eine eigene Botschaft, ein neuer Fokus vermittelt werden – und so bilde die Ermordung Maries eben nur eine von mehreren denkbaren Verläufen. Die Inszenierung wolle zudem keine Eindeutigkeit schaffen, keine klare Antwort geben, kein Vorbild liefern, vielmehr dem Publikum in einem Moment der Ruhe während des Theaterbesuchs die individuelle Auseinandersetzung mit neuen Blickwinkeln ermöglichen.

Die Femizid-Problematik griff auch Petzold auf mit dem Hinweis, dass die Ermordung von Frauen, dem „schwachen Geschlecht“ gegenüber „männlicher Dominanz“, ein nicht überwundenes gesellschaftliches Problem sei. Während einige Schüler:innen die Relevanz des Themas sowie die erkennbare Umsetzung in der Inszenierung bestätigten, kam von anderen Zwölftklässlern Widerspruch, unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass in Zeiten zunehmender Gleichberechtigung die kritisierte Ungleichheit doch eigentlich nicht mehr aktuell sei. Bestehen blieb damit ein Dissens zwischen dem Fokus auf einem Status quo, der den Femizid als gesellschaftliches Problem anerkennt, und einer in der Schülerwirklichkeit moderneren Perspektive, die von der Überwindung veralteter Strukturen ausgeht.

So fragte ein Schüler, was denn wäre, wenn eine männliche Figur –  beispielswiese Woyzecks Freund Andres – von Woyzeck ermordet würde. Man habe sich entschieden, so Haugk, in der Inszenierung von der Büchner-Vorlage auszugehen, bei der Woyzeck seine Geliebte umbringt, doch diese Entscheidung eines Theaterhauses müsse nicht für die Schüler:innen gelten: „Schreibt ruhig das Stück neu“, appellierte Haugk an die Jugendlichen, „Stücke sind nicht heilig, sie müssen nicht konserviert werden, Ihr habt die Möglichkeit, etwas Eigenes aus ihnen zu machen! Das hält die Stücke lebendig!“

Reise durch den Winterzauber

Sabinas Märchen hatte bereits den Hamburger Märchenwettbewerb gewonnen – nun nahm ihre Klasse (6b) rund 300 Grundschulkinder mit auf die „Reise durch den Zauber des Winters“: in einer mit Frau Rosenfeld entwickelten, märchenhaften Theateradaption.

Eigentlich lesen die Dorfbewohner gerne und viel, doch nun bedroht ein gefährlicher Bücherwurm die Menschen und zieht alle, die noch lesen, in die Märchenwelt. Drei Jugendliche stellen sich der Gefahr und bestehen haarsträubende Abenteuer. Dafür dringen sie tief in die Märchenwelt ein – ein magischer Moment in der Inszenierung, die gekonnt geheimnisvolle, düstere Szenen mit lustigen Dialogen und Tanzeinlagen kombinerte. Einen besonderen Applaus der Grundschulkinder erhielt beispielsweise der Auftritt des „Häschenritters“ (Erik), den die drei Jugendlichen (gespielt von Sabina, Maria und Jayden) aus seiner Gefangenschaft befreien und in einem Moonwalk verschwinden sehen.

Eingerahmt wurde das für die Grundschulklassen eigens gestaltete Programm von Auftritten des Bläserensembles 6 (Leitung: Frau Mohr und Herr Knickmann) sowie des Unterstufenchors (Leitung: Frau Baake und Sander Kraft, 10a). Einige begeisterte Grundschulkinder wollten nach der Vorstellung unmittelbar Autogramme der Dörpsweg-Schüler:innen sammeln, mussten sich jedoch bis zum Folgetag, dem Tag der offenen Tür, gedulden, an dem das Theaterstück der 6b und die Auftritte des Chors, des Bläserkurses 7 sowie weiterer Ensembles erneut bestens ankamen.

„Geiz ist…“

Vielseitige Fortsetzungen des Werbeslogans „Geiz ist…“ brachten die Theaterensembles der Jahrgänge 9 und 10 unter Leitung von Frau Zabel zur Geltung: in Dialogen, bühnenwirksamen Gruppenszenen und einer Aktualisierung der Molière-Komödie „Der Geizige“.

Insbesondere soziale Faktoren stellte der Theaterkurs 9 ins Zentrum seiner Vorstellung, die das, was Werbung gerade nicht erzählt, in den Blick nahm. Groteske Dialoge verhandelten Milliardenprogramme für Raketenstarts, während andere Figuren billigend Kinderarmut und Umweltzerstörung für den Konsum von Billigware in Kauf nahmen. Anflüge schlechten Gewissen ließen sich satirisch durch ein Serum neutralisieren. Eindrucksvoll bündelte das Ensemble die Botschaften immer wieder in Gruppenszenen, die schließlich die Manipulation menschlicher Marionetten wirkungsvoll in das Publikum hinein spiegelten.

Nach einer Erläuterung verschiedener Dimensionen des Geiz-Begriffs durch die Moderatorinnen des Abends, Irina und Leni (10a), zeigte der Theaterkurs 10 seine Neu-Interpretation der zuvor im Unterricht erarbeiteten Molière-Komödie „Der Geizige“. Vater und Sohn sind verliebt in die gleiche junge Frau aus der Generation des Sohnes. Während der Vater sie mit seinem Geld zu beeindrucken versucht und dabei keinerlei Scheu vor Gier, Protzerei und abwertenden Sprüchen zeigt, hält er die eigenen Kinder kurz. Ob sich die junge Frau für das Vermögen des Vaters oder eine erfüllte Beziehung zum Sohn entscheidet, ließ die Inszenierung offen, vielmehr spielte sie die Wahl zwischen „Geld oder Liebe“ dem Publikum zu.

Der Theaterabend zeugte von großem Bühnenengagement und einem vielschichtigen Blick auf Aspekte aktueller Geiz-Auswirkungen, die gekonnt mit unserem Konsum sowie dem nicht immer konfliktfreien Generationen-Verhältnis verbunden wurden.

Desoxyribonukleinsäure-Bad

Was als Spaß gemeint war, kann sich zu einer Folge von Katastrophen auswachsen – das zeigte eindrucksvoll der Theaterkurs des 12. Jahrgangs unter Leitung von Frau Rosenfeld in seinem Stück „Desoxyribonukleinsäure“.

Eine Gruppe von Teenagern hat einen weiteren Jugendlichen bei einer Mutprobe ein bisschen gequält, doch der kam dabei um, wie es scheint. Das Stück entwickelt auf Basis dieser Vorgeschichte, wie die Jugendlichen mit der Situation umgehen, bedacht darauf, dass die Wahrheit nicht herauskommen darf. Es gibt Streitgespräche, Zweifel, Appelle an den Zusammenhalt, Drohungen und schließlich, nachdem der vermeintlich Tote plötzlich doch lebendig im Wald gefunden wird, Stadien des Wahnsinns sowie eine groteske Zuspitzung, die den bereits Betrauerten – nun wirklich – das Leben kosten wird.

Das Ensemble verband gekonnt komische Auftritte und Bausteine des Kriminaltheaters, nachdenkliche Passagen und dramatische Höhepunkte. Scheinbar simpel konzipierte, tatsächlich sehr unterhaltsam gespielte Figuren – etwa der geradlinig-schlichte Mark (Jamal Larry) – standen vielschichtig angelegten Charakteren gegenüber: Leah (Natalia Möller) beispielsweise, die durch viel Reden viel lösen will, jedoch von ihrem Partner Phil (Saymon Paudyal) nichts zurückbekommt und sich – grandios gespielt – allmählich von diesem löst, während Phil sich ihr immer weiter zu öffnen beginnt, darin scheitert, sich jedoch in seiner Rolle als Gruppen-Alpha mit wenig Worten in den harten Entscheidungen durchsetzt.

Die Inszenierung zeigte das Zusammenwirken von vermeintlichem Selbstschutz und brutalem Gruppenzwang in einer gut gespielten, eindrucksstarken Inszenierung.

Drama mit Social Media

Die Drama-Kurse des Bilingualen Zweigs zeigten beeindruckende Theaterszenen in brillantem Englisch zu Problemfeldern rund um social media.

Der von Frau Badstein geleitete Kurs des 7. Jahrgangs stellte dem scheinbar reduzierten Alltagsleben von Jugendlichen strahlende Influencer-Vorbilder gegenüber und verdeutlichte dabei negative Konsequenzen, die der auf dem Handy erlebte Abstand für das Selbstwertgefühl von Jugendlichen haben kann. Umso klarer fielen die Schlussbotschaften der vom Drama-Kurs selbst entwickelten Szenenfolge aus: „Be yourself“, „take care of yourself“, „don’t care about others“ und „love yourself“. „Das war uns wichtig“, sagt Mieke (7c), „weil es heutzutage viele gibt, die ihren Selbstwert reduzieren, wenn andere etwas haben, das man selbst nicht hat.“

Auch der Dramakurs 8 unter Leitung von Frau Rosenfeld arbeitete mit einer Gegenüberstellung: der zwischen gefilmten, dem Publikum auf einem Bildschirm präsentierten Social-Media-Posts gegenüber den anschließend auf der Bühne gezeigten Hintergrundszenen zu den Aufnahmen. Dabei enttarnten die Schüler:innen die gefilmten Ausschnitte als fake news im Verhältnis zu ihrem Entstehungskontext. „Uns war es wichtig, dass man sieht, wie die Realität im Vergleich zu dem ist, was auf social media gezeigt wird“, erläutert Carla (8) und Lotte (8c) ergänzt: „Wir wollten, dass das Publikum Spaß beim Ansehen der Videos hat und sich auf die Bühnenszenen freut. Was wir dort gezeigt haben, sollte dann schockieren.“

Beide Szenenfolgen begeisterten das Publikum, das den eindrucksvollen Botschaften der Szenen, den starken Bildern der Inszenierungen und dem vorzüglichen Englisch viel Applaus spendete.