Friedensvertrag in History

Eine Säule unseres Europa-Profils bildet der bilinguale Zweig, an dem leistungsstarke Schüler:innen bei Interesse teilnehmen können. Nach dem englischsprachigen Theaterunterricht der Jahrgänge 7 und 8 folgt ab Klasse 9. Geschichte auf Englisch. Eine Schülerin aus dem aktuellen History-Kurs des 9. Jahrgangs gibt einen Einblick in die Kursarbeit:

Von Valerie Feller (9a)

Das bilinguale Profil unserer Schule ermöglicht den Schülern mit erhöhten Englischkenntnissen die Förderung ihres Potentials, indem zuvor auf Deutsch angebotene Fächer auf Englisch unterrichtet werden. Ab der 7. Klasse hat man statt Theater Drama wählen und ab dem 9. Jahrgang wird Geschichte durch das Fach History ersetzt.

Wir beschäftigten uns zuletzt mit den Themen Imperialismus und Erster Weltkrieg. Unser Unterrichtsmaterial und unsere Klassenarbeiten sind in englischer Sprache gehalten. Falls ein Schüler eine Vokabel nicht gleich weiß, wird der Person von der ganzen Klasse geholfen sich auszudrücken und es wird immer sorgfältig darauf geachtet, dass jeder das Gesagte verstanden hat.

In einer Unterrichtseinheit mit Frau Achmus schrieben wir spielerisch von Neuem Geschichte, indem wir eine Gerichtsverhandlung abgehalten haben zum Treaty of Versailles (Versailler Vertrag), einem Vertrag, der Deutschland zur Rechenschaft für den Ersten Weltkrieg gezogen hat.

An den Verhandlungen der Paris Peace Conference (Pariser Friedenskonferenz) zum besagten Vertrag hatten ursprünglich nur England, Frankreich und die USA ein großes Mitspracherecht gehabt und Deutschland wurde als „Angeklagter” nicht eingeladen. Um unsere Gerichtsverhandlung aber ein wenig aufzumischen und weitere Seiten der Geschichte kennenzulernen, fügten wir noch Russland für eine Repräsentation der Eastern Front (östliche Front im Ersten Weltkrieg) und Deutschland hinzu. Zudem gab es eine Gruppe, die als Richter für das Urteil zuständig war. Für die Vorbereitung der Argumente hatten die Schüler zwei Schulstunden Zeit. Die Gerichtsverhandlung wurde auf Englisch abgehalten und ein paar vorgegebene Vokabeln erhielten die Eloquenz aufrecht.

Jeder hatte in der ersten Runde zwei Minuten, um seine Punkte zu erläutern. Danach ging es in eine freie Aussprache, in der sich alle äußern durften und die einzelnen Länder auch Einspruch erheben konnten. Zuletzt haben sich die Richter beraten und das Urteil gefällt.

Die Schüler, die die USA vertreten haben, zeigten sich diplomatisch und setzten sich besonders stark für die Rechte der einzelnen Länder ein, Frankreich verlangte Rückerstattung für die aufgekommenen Verluste und die Repräsentanten Englands sprachen sich für Frieden aus. Russland forderte finanzielle Mittel und das Zurückerhalten der verlorenen Territorien, um die Hungersnot des Landes zu bewältigen. 

Deutschland wiederum äußerte sich zu all den Anschuldigungen, dass man nicht allein für den Start des Kriegs verantwortlich und Österreich zur Hilfe gekommen sei. Zudem erklärten die Vertreter, dass sich Deutschland die verlangten finanziellen Rückerstattungen gar nicht leisten könne, da das Land selbst Kriegsverluste davongetragen habe. Das Urteil passte sich an die Bedürfnisse der Länder an und Deutschland wurde für schuldig erklärt.

Die Methode, in der wir die Folgen des Ersten Weltkriegs behandelten, sorgte dafür, dass jeder der Schüler miteinbezogen wurde, ohne zu Äußerungen gezwungen zu werden. Trotzdem beteiligten sich die Schüler aktiv und manche trauten sich deswegen sogar mehr als sonst zu, nach vorne zu gehen und vor der Klasse zu sprechen. Zudem sorgte das Format als Gerichtsverhandlung für Spaß, förderte die Gruppendynamik und weckte Interesse am Thema.

Ein weiteres Beispiel für eine spannende Gestaltung des Faches History in unserem Kurs stellte die zuvor geführte American Debate dar, in welcher wir uns mit der Frage auseinandergesetzt haben, ob sich die Länder, die kolonisiert haben, bei den Ländern, die kolonialisiert wurden, entschuldigen sollten. Um auf die Frage konkret eingehen zu können, haben wir die Debatte auch wieder auf die Länder Deutschland, Frankreich und England bezogen und insgesamt hat es gut geklappt. Zu der gleichen Frage haben wir auch eine „Fishbowl”-Diskussion genutzt, eine Methode, bei der Stühle zu zwei Halbkreisen geformt gegenüber voneinander aufgestellt und nur ein paar von jeder Seite besetzt werden. Auf die freien Stühle kann sich dann jeder übrige Schüler setzen, wenn er etwa hinzufügen möchte. Beide Methoden sorgten für eine flüssige Aussprache, einen Gedankenaustausch und eine verstärkte mündliche Beteiligung. Insbesondere die Fishbowl-Methode hat den Schülern sehr gefallen.

Insgesamt empfinde ich den History-Unterricht als interessant und vielseitig, da wir so  unterschiedliche Vorgehensweisen für die Themen verwenden und unser Englisch an Wortgewandtheit zunimmt. Auch finde ich es schön, dass wir uns durch die vielen Unterrichtsdiskussionen verschiedene Positionen ansehen und es gefördert wird, dass wir fundiert unsere Meinung formulieren.

Insbesondere die Gerichtsverhandlung hat mir sehr gefallen, da wir gut in die Rollen der Länder schlüpfen konnten, besonders stark versucht haben die Richter von unserer Position zu überzeugen und die Aktivität sehr viel Spaß gemacht hat. Zusammenfassend kann ich jedem empfehlen, den bilingualen Zweig zu wählen, der die Möglichkeit dazu bekommt, da der Unterricht alles andere als langweilig gestaltet wird.