Archiv der Kategorie: Allgemein

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“

Wie wäre es, jeden Tag in einem anderen Körper aufzuwachen? Diesem Gedankenexperiment ging der Theaterkurs des 11. Jahrgangs unter Leitung von Frau Balthasar in beeindruckenden theatralen Bildern nach.

A ist eigentlich wie du und ich, nur nicht ganz, denn A wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf. 
Für A ist dies zur Routine geworden, doch als A eines Tages Ronja begegnet und sich in sie verliebt, ändert sich schlagartig alles für A. Während A sich seinen Gefühlen stellt, muss sich Ronja die Frage stellen, ob es möglich ist, eine Person zu lieben, die jeden Tag in einem anderen Körper steckt und täglich ein anderes Aussehen und Geschlecht annimmt.

Dieses Szenario verdichtete der Kurs auf der Grundlage von David Levithans Romans „Letztendlich sind wir dem Universum egal“, den die Schüler_innen gemeinsam mit Frau Rosenfeld gelesen hatten. Gruppenweise entstanden zahlreiche Szenen mit einer Vielzahl von Figuren und Themenschwerpunkten, die der Kurs anhand der Romanvorlage eigenständig entwickelte.
Da die Fülle der Szenen allerdings erschlagend war, schloss sich ein intensiver Kürzungs- und Verdichtungsprozess an, bei dem der Kurs einen Schwerpunkt auf das chorische Sprechen und den Umgang mit dem universell eingesetzten Requisit der Cajones legte.

Heraus kamen beeindruckende Gruppenszenen, in denen das Ensemble selbst und im Spiel mit den Cajones den Raum in immer neuen Aufstellungen strukturierte und das Geschehen kommentierte. Die Arrangements in Verbindung mit der gut gespielten Handlung ergaben eine packende und vielschichtige Darstellung der ungewöhnlichen ersten Liebe, deren Unabhängigkeit vom Körper der Person einen aufschlussreichen Akzent setzte.

Premiere: Akkordeonorchester und Chor

Ein neues Konzertformat feierte Premiere: Der erste gemeinsame Auftritt des Akkordeonorchesters Hamburg-Eimsbüttel und des Dörpsweg-Chors war ein Fest der beliebten Melodien und vielseitigen Klänge. 

Das Repertoire des Konzerts reichte von Werken aus der Zeit um 1900 (Jean Sibelius: „Finlandia“; Edward Elgar: „Pomp and Circumstance“) über Schlager der Vierziger („Kauf dir einen bunten Luftballon“) und Siebziger („Im Wagen vor mir“) bis hin zu Melodien aus dem Showbiz und Film („Star Wars“, „New York, New York“).

Bei den allermeisten Stücken waren beide Ensembles im Zusammenspiel zu erleben, und das harmonierte überraschend gut. Die Idee des gemeinsamen Musizierens hatte es schon länger gegeben. Immer wieder waren sich der Chor der Schule und das kurz nach ihm probende Akkordeonorchester in der Aula begegnet.
Beim ersten gemeinsamen Konzert wirkten nun noch einmal die Chormitglieder des Jahrgangs 12 mit, der eigentlich mitten in den Abiturprüfungen steckt. 

Viel Zeit zur Erholung blieb den Akkordeonisten nicht. Gleich am nächsten Tag war das Ensemble im Kleinen Saal der Leiszhalle zu hören, in dem das 1949 gegründete Akkordeon-Orchester regelmäßig und mit einer Klangvielfalt auftritt, die manche überraschen dürfte.

Auch am Dörpsweg soll es nicht bei der Premiere bleiben – dafür war das Ergebnis der ersten Koproduktion einfach viel zu schön.

Klamms Krieg

Wie ungerecht schulische Willkür auf das Leben Jugendlicher einwirken kann, führte der Theaterkurs des Jahrgangs 10 plastisch vor Augen.

Im Zentrum der Handlung kämpft Lehrer Klamm gegen die Schüler_innen seines Leistungskurses, die ihm den Krieg erklärt haben und die Mitarbeit vollständig verweigern, nachdem ein Mitschüler sich das Leben genommen hat. Denn Klamm hatte diesem Schüler den einen Notenpunkt, der zum Bestehen des Abiturs geführt hätte, verweigert. Das wäre durchaus nicht nötig gewesen, wie sich zeigt: Der Prüfling hatte sogar schon genügend Punkte beieinander, flehte jedoch Klamm aus Angst vor dem fehlenden Punkt an, woraufhin ihm der Lehrer den Punkt überhaupt erst abzog, getreu seinem Credo: „Schule ist Zwang.“

Nun begegnet dem Lehrer eine Mauer des Schweigens und des Boykotts, derer er mit Hohn, Drohungen, Bestechungen und einem immer wahnhafteren Hass nicht Herr wird.

Der von Herrn Kocielnik geleitete Theaterkurs machte sich Kai Hensels szenischen Monolog „Klamms Krieg“ mit großem Engagement zu eigen, verteilte ihn postdramatisch auf das gesamte Ensemble und fügte eigene Szenen hinzu. Diese vermittelten teilweise einen besonders beklemmenden Eindruck von Schulwillkür. So wurden im gemeinsamen Unterricht von Tauben und Enten erstere per se als dumm abgestempelt, obwohl sie als erste die Antworten lieferten, die dann von den stets durch die Lehrerin gelobten Enten bloß nachgeplappert wurden.

Erschreckend grotesk erschien auch der Unterricht, den die Betrachter einer künftigen, in Schutt und Asche liegenden Welt in einem Museum betrachteten: gelangweilte Schüler_innen beim Büffeln weltfremder Details im Bio-Unterricht.

Eine besonders authentische Wirkung entfalteten jene Szenen, in denen das Ensemble selbst erlebte Begebenheiten verarbeitete. Hierbei traten einzelne Schauspieler_innen aus ihren Rollen heraus und berichteten, während die Darstellung der teils positiven, teils negativen Schulerlebnisse im Hintergrund szenisch sichtbar wurde.

Ein Schulgong signalisierte Anfang und Ende der vielfältigen Szenen, fungierte als ein roter Faden, klang dabei jedoch zunehmend verzerrt, was die Steigerung in der verstörenden Perspektive auf autoritäre Schulmechanismen wirkungsvoll unterstrich.

In manchem erinnerte die Darstellung an die Schulromane und -novellen des frühen 20. Jahrhunderts, an „Professor Unrat (H. Mann), „Unterm Rad“ (H. Hesse), „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (R. Musil), um nur einige zu nennen. Zugleich wirkte die Darstellung bei aller Überspitzung aktuell und drängend, was sich einer ehrlichen und engagierten Auseinandersetzung des Ensembles mit dem Schulalltag unserer Zeit verdankte.

Elecs Geheimnis gelüftet

In einer hinreißender Mini-Musical-Produktion spürte der Unterstufenchor dem Geheimnis Elecs nach, jenes seltsamen Jungen, um den herum sich geheimnisvolle Dinge ereignen. Elecs überirdische Fähigkeiten nutzen seine Mitschüler_innen bald für sich aus, etwa um eine Klassenarbeit zu verhindern. Auch der Lehrer, der Direktor – gespielt von Herrn Dr. Motschmann – und die Polizei sind machtlos. Doch der Schulhausdetektiv hat eine heiße Spur, und schließlich bestätigt sich: Elec ist ein Außerirdischer. Schlimmer noch: Er bekommt Besuch von seinen Artgenossen, die ihn abholen wollen, nachdem er auf der Erde „Menschlichkeit“ erkundet hat. Doch gerade die Zuneigung, die ihn mit den Menschen verbindet, führt zu einem besseren Ende.

Der Unterstufenchor hatte ein gutes halbes Jahr geprobt und unter der Leitung von Frau Neumann eine Fülle bühnenwirksamer und lustiger Ideen in die Inszenierung fließen lassen. Unterstützt wurde der Chor von der Kunst-AG, die unter Leitung von Frau Lemaire mit einem kreativen Bühnenbild und tollen Alien-Kostümen zur Wirkung beitrug. Auch die musikalische Begleitung (Nelli Erler, Frau Neumann, Herr Dr. Beitsch, Herr Gruhn) sorgte für die gute Haftung der Ohrwürmer aus Lothar Beckers Musical „Elecs Geheimnis“. Die Show endete übrigens nicht einfach mit dem letzten Lied, sondern bezog ganz professionell auch die Schlussverbeugung sowie Reprise des letzten Songs in die Inszenierung ein. So schön ist Alien-Harmonie nur am Dörpsweg.

Pink am Dörpsweg

Ein Traum in Pink: Was wie eine etwas kitschig Inszenierung anmuten mag, hatte am 10. April einen engagierten Hintergrund. Ein Großteil der Schulgemeinschaft – Schüler_innen wie Lehrkräfte – erschien auf Initiative des Schulsprecherteams mit einem pinken Kleidungsstück oder Accessoire, um am offiziellen „Day of Pink“ ein Zeichen gegen Homophobie, Rassismus und Mobbing zu setzen.

Wichtig war dabei die Haltung hinter der Aktion. Schließlich gibt es Diskriminierung in vielen Formen, wenn Rassismus, Homophobie, Antisemitismus, Sexismus oder Transphobie Barrieren schaffen, Hass und Gewalt schüren. „Niemand sollte eine solche Art von Negativität erfahren müssen“, erläutert Schulsprecherin Sahra Gonska. Der „Day of Pink“ bedeute mehr als nur ein Symbol für die gemeinsame Überzeugung am Dörpsweg: „Es ist auch eine Verpflichtung aufgeschlossen zu sein, Unterschiede zu akzeptieren und zu lernen, einander zu respektieren.“

Wer ohne ein pinkes Kleidungsstück oder Accessoire erschien, konnte im Eingangsbereich zu Beginn des Schultages ein pinkes Band vom Schulsprecherteam bekommen.

Einzelne Schüler, die sich zunächst noch distanziert oder spöttisch gezeigt hatten, traten zu Beginn der ersten Stunde in ein Gespräch mit ihrer Klassengemeinschaft, in dem die Bedeutung der Aktion diskutiert wurde: auch das eine Form aktiver Auseinandersetzung.

Und so zeigte sich kurz nach der rosa Kirschbaumblüte tatsächlich ein Traum in Pink: der einer Schulgemeinschaft gegen Ausgrenzung und für Vielfalt.

Bunte Theater- und Tanzkunst

Auch in diesem Jahr haben Tanz- und Theaterkurse sehr kurzweilig einen „Kessel Buntes“ präsentiert.

Zwei Gruppen des von Herrn Kocielnik unterrichteten Theaterkurses aus dem Jahrgang 8 zeigten kleine Stücke, die sie vollkommen eigenständig entwickelt und engagiert einstudiert hatten. Die Schüler_innen führten Turbulenzen vor, in die ein Staatsanwalt gerät, der mit zwei verschiedenen Frauen Kinder hat, ohne dass die jungen Mütter von der jeweils anderen wüssten. Amüsante Folgen lösten auch Gemäldefiguren aus, die in der Wohnung der Gemäldebesitzer ein Eigenleben entwickeln.

Zwei Gruppen des von Frau Rosenfeld unterrichteten Dramakurses ebenfalls aus dem 8. Jahrgang zeigten glänzende Englischkenntnisse, die sie charmant mit ihren Theaterkompetenzen verbanden. Differenziert vorgestellt wurden Spannungen, denen eine Mädchenfreundschaft durch eine Liebesbeziehung einer der Schülerinnen ausgeliefert wird. Die mit dem Bullying verbundene Diskriminierungsproblematik und ihre Lösung wurden ebenfalls eindrucksvoll in englischer Sprache präsentiert.

Eine strahlende Hip-Hop-Performance schließlich legte die am Tanzprojekt „Dance to go“ beteiligte Klasse 6b unter Leitung des Choreographen Tyll Wibben hin. Tyll trainiert zwei 6. Klassen des Dörpsweg im Team mit den Klassenlehrerinnen Frau Rosenfeld (6b) und Frau Rogga (6a) je eine Doppelstunde pro Woche. Nach eindrucksvollen Vorstellungen der Vergangenheit – etwa einer Western-Choreographie aus dem letzten Schuljahr – zeigten die Tänzer_innen der 6b nun auch in der Gattung Hip-Hop jede Menge Schwung, Rhythmusgefühl und Ausdruck. Weitere Informationen zum Tanzprojekt finden Sie hier.