Schwimmen für alle

Unser Schwimmangebot bekommt Zuwachs.

Der Schwimmprofilkurs, der von Leistungsschwimmkindern der Jahrgänge 5 und 6 gewählt werden kann, blickt bald auf eine 10-jährige Tradition zurück. Der in Kooperation mit dem SVE angebotene Kurs wird sehr erfolgreich von der mittlerweile vierten Trainierin, Silke Sporwien, geleitet und ermöglicht den teilnehmenden Kindern vierstündig ein Vor- und ein Nachmittagstraining (hier finden Sie nähere Informationen).

Nun kommen weitere Schwimmkurse hinzu, und zwar für alle Schüler:innen der aktuell 7. Klassen. Im neuen Halbjahr starten die Klassen 7a und 7c, im ersten Halbjahr des nächsten Schuljahres folgen die beiden anderen Klassen, dann 8b und 8d, mit dem Training unter Leitung von Herrn Godersky und Herrn Nitschmann.

Schüler:innen, die bereits fortgeschritten schwimmen, können das jeweils nächsthöhere Schwimmabzeichen erwerben, Schwimmer:innen auf grundlegendem Niveau erarbeiten sich weitere Sicherheit im Wasser und Nichtschwimmer:innen lernen schwimmen.

Dass es im aktuellen 7. Jahrgang mehr Jugendliche als sonst gibt, die nicht zu schwimmen gelernt haben, hat eine Ursache im coronabedingten Aussetzen des Grundschulschwimmens vor vier Jahren.

„Inzwischen haben sich Meldungen gehäuft, dass immer wieder Kinder in Hamburg ertrunken sind“, resümiert Herr Godersky, Initiator des Angebots, „teilweise sind dies auch Kinder zugereister Familien aus Ländern, in denen Schwimmen nicht zu den Kernkompetenzen gezählt wird.“ Schwimmen sollten jedoch alle können – genau wie Fahrradfahren – , da ist sich die Sportfachschaft einig. Nebenbei wird durch das Training auch die Klassen- und Sportreise der 8. Klassen sicherer, bei der die Jugendlichen in den letzten Jahren stets an Surfkursen teilgenommen haben.

Unterstützung erhielt das neue Schwimmprojekt vom Meridian-Spa Hamburg Alstertal mit einer Sachspende im Wert von rund 1000 Euro: Schwimmhilfen (für den Vor- und Auftrieb) sowie Schwimmmatten und -bretter (s. Foto) können auf diese Weise beim Training mit genutzt werden, das nach dem Willen der Fachschaft Sport auch den künftigen 7. bzw. 8. Klassen angeboten werden soll.

Besuch aus dem Kinderhospiz

Mit unserer Sterblichkeit setzen wir uns im Allgemeinen nicht so schrecklich gerne auseinander. Doch gehört der Tod zum Leben, und so hat seine Thematisierung auch ihren Platz in der Schule. Wie dicht sogar Kindheit und Sterblichkeit beieinander liegen können, das erfuhren Schüler:innen des 10. Jahrgangs in einer aufschlussreichen Diskussion. Ein Gesprächsteilnehmer berichtet:

Von Till Becker (10d)

Die Sterbebegleiterin Indra Zissin aus dem Theodorus-Kindertageshospiz, besuchte die Religions- und Philosophiekurse der 10. Klassen. Das Thema „Tod und Sterben“ war zuvor im Unterricht behandelt worden, was uns Schüler:innen zu einer Vorstellung  des Berufes verhalf und es leichter machte, über das noch tabuisierte Thema zu sprechen.

Ihre persönliche Sichtweise und ihre alltäglichen Erfahrungen teilte Indra Zissin in dem offenen Gespräch mit uns. Es ergaben sich verschiedenste Fragen, auf die wir ehrliche und detaillierte Antworten bekamen. In unserem Gespräch fanden wir eine ausgewogene Balance zwischen Sachinhalten und emotionalen Aspekten. Ohne unsensibel zu sein, erklärte uns die Krankenschwester beispielsweise den Unterschied zwischen dem klinischen, dem biogenen und dem Hirntod. Wir erfuhren, dass die Menschen im Hospiz einen Alltag leben, in dem der Tod nur eine partielle Rolle spielt und der Fokus auf Spaß, Freude und das Erleben gerichtet ist. Das Theodorus-Kindertageshospiz sagt selbst über sich, dass es ein Ort zum Leben und Lachen ist. Die Eins-zu-eins-Betreuungsform ermöglicht es den Pflegekräften und dem Hospizteam, individuelle Glücksmomente zu schaffen und sich ohne Zeitdruck um die schwerkranken Kinder zu kümmern, mit ihnen zu weinen und zu lachen.

Der Besuch war ein bereichernder Abschluss der Unterrichtseinheit und führte dazu, ein größeres Bewusstsein der Schüler:innen für dieses schwierige Thema zu schaffen.

Otto Dix und die Gegenwart der Kunstpioniere

Erneut erhielten Schüler:innen eines Dörpsweg-Kunstkurses die Möglichkeit, eigene Kunstwerke in einem Hamburger Museum auszustellen. Ein Kunstkurs des 10. Jahrgangs, unterstützt von Frau Don und dem freien Künstler Christian Kintz, wurde so in den Deichtorhallen zu „Kunstpionieren“. Was dabei herauskam, berichtet eine Schülerin dieses Kurses:

Von Morssal Hamdani-Foyan (10b)

In einer beeindruckenden Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg präsentierten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse des Gymnasiums Dörpsweg ihre kreativen Projekte, die von dem berühmten deutschen Maler Otto Dix inspiriert waren.

Zum Thema „Otto Dix und die Gegenwart: Sein Einfluss auf die Kunst bis heute“ zeigten die Kunstpioniere ihre Interpretationen. Die Ausstellung war das Ergebnis von zwei Monaten intensiver Arbeit der Schülerinnen und Schüler unter der Leitung von Frau Don.

Die Herausforderung bestand darin, Projekte ohne jegliche Einschränkungen oder Vorgaben zu entwickeln, und der Kurs hat diese Aufgabe gemeistert.

Zu Beginn des Projektes wurden die Schülerinnen und Schüler von Frau Don mit dem Leben und Werk von Otto Dix vertraut gemacht. Otto Dix, der von 1891 bis 1969 lebte, gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Als Vertreter des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit hat er die Kunstszene Deutschlands maßgeblich geprägt. Basierend auf der Inspiration durch Otto Dix entwickelten die Schülerinnen und Schüler eine breite Palette von Projekten, die ihre kreative Vielfalt und individuelle Interpretation unter Beweis stellten. Von Landschaftsgemälden über Plastiken bis hin zu musikalischen Kompositionen und Kurzfilmen reichte die Bandbreite der präsentierten Werke.

Frau Don äußerte ihre Begeisterung darüber, wie eigenständig die Schüler im Verlauf des Projektes gearbeitet haben, und hob die Bedeutung des freien kreativen Raums hervor. „Die selbstständige Arbeitsweise der Schülerinnen und Schüler während dieses Projektes hat mich beeindruckt. Auch in Zukunft sollten wir ihnen mehr Freiraum im Kunstunterricht ermöglichen.“

Unter den präsentierten Projekten zeigte sich, dass bestimmte Themen besonders häufig von den Schülerinnen und Schülern aufgegriffen wurden. Der gesellschaftliche Blick auf das Aussehen, inspiriert von Otto Dix‘ Gemälde „Mädchen Am Spiegel“, war eines dieser wiederkehrenden Themen. Die Darstellung mentaler Gesundheit war ebenfalls prominent vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Krieg, wobei die Schülerinnen und Schüler Welten schufen, die durch ihre künstlerische Vorstellungskraft geprägt waren. In den dargestellten Szenarien ging die Welt in Schutt und Asche, eine eindrucksvolle Reflexion über die Auswirkungen von Krieg und Zerstörung.

Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für das gesamte Projekt war deutlich spürbar, da sie die Möglichkeit gehabt hatten, ihre Kreativität ohne jegliche Einschränkungen zu entfalten. Durch dieses Projekt erhielt zum Beispiel ein Schüler mit einer besonderen Leidenschaft für Musik die Gelegenheit, sein Talent zu präsentieren. Simarjot wählte das Gemälde von Otto Dix mit dem Titel „Winterlandschaft mit Mond“ als Inspirationsquelle und komponierte ein virtuelles Orchester mit unterschiedlichen Dynamiken, Tönen und Phasen. Auf diese Weise schuf er eine Komposition, die es den Betrachtern ermöglicht, nicht nur das Bild zu sehen, sondern auch Klänge dazu zu erleben.

Die künstlerische Vielfalt innerhalb dieser Themen verdeutlichte nicht nur die Sensibilität der Jugendlichen für gesellschaftliche Fragen, sondern zeigte auch ihre Fähigkeit, komplexe und tiefgreifende Themen durch ihre Kunstwerke zu reflektieren.

Ein herzlicher Dank gilt Frau Don und Herrn Kintz für die einzigartige Gelegenheit, die Werke nicht nur zu erleben, sondern sie auch gemeinsam mit den Familien in den Deichtorhallen ausstellen zu können.

Spannend debattiert

Aufregende Debatten prägten das Schulfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ zum Jahreswechsel. Spannend war es dabei nicht nur für die Debattierenden, sondern auch für das Publikum der Jahrgänge 8-10. Eine Schülerin, die den Wettbewerb durch ihre eigene Teilnahme aus dem Vorjahr kennt, hat zugehört und berichtet:

Von Valerie Feller (Klasse 10a)

Überzeugungskraft, Wortgewandtheit, eine gute Ausdrucksweise, ein sorgfältig recherchiertes Sachwissen und geübt aufeinander aufbauende Debattierende: Das ließ sich am Gymnasium Dörpsweg beim zum dritten Mal stattfindenden „Jugend debattiert“-Schulwettbewerb beobachten.

„Jugend debattiert“ wird als Unterrichtseinheit im PGW-Unterricht in der 9. Klasse behandelt. Darüber hinaus können Interessierte einer AG beitreten. Bei wöchentlichen Treffen wird die Struktur einer Debatte, wie beispielsweise das Beantworten der W-Fragen in der Eröffnungsrede vertieft, und die Schüler können Themen vorschlagen, über die sie gerne diskutieren möchten. Dadurch lernen sie etwas, was sich auf alle Lebenssituationen nützlich auswirkt, und sie werden für den dazugehörigen Wettbewerb vorbereitet.

Dieser sieht drei Runden mit jeweils unterschiedlichen Diskussionsthemen vor, die die Debattierenden eine Woche zuvor von Frau Renno und Herrn Bruttig, den diesjährig leitenden Fachkräften, erhalten haben. Es wurde sich mit den Fragen auseinandergesetzt, ob Schönheitswettbewerbe und Modelcastingshows in Deutschland verboten werden sollen, ob Mobbing an Schulen härter bestraft werden soll und ob in der Schule Fähigkeiten vermittelt werden sollen, die für den militärischen Verteidigungsfall relevant sind. Die Jury bestand aus Lehrer:innen und Debattierenden des letzten Jahrgangs.

Gewonnen haben in diesem Jahr Maximilian Vogel (9d) und Adriana Loba-Abourou (9c). Beide trugen sehr gute Aspekte innerhalb der ihnen zugelosten Pro- oder Kontra-Rolle vor. Von Adriana (1. von links) wurde im Finale spezifiziert und angemerkt, dass eine für den militärischen Verteidungsfall nützliche Schulbildung im Rahmen des Sportunterrichts von Fachkräften des Militärs geschehen solle und die Bundeswehr ein potenzieller Arbeitgeber sei. Dagegen wandte Maximilian (2. von rechts) ein, dass dies zu Ängsten bei den Schülern führen könne und eine militarisierte Gesellschaft zu hinterfragen sei.

Adriana besaß einen guten Redeanteil, konkretisierte ihre Argumente und war zudem immer in der Lage, auf die Einwände der Gegenseite zu antworten. Maximilian, welcher das Gymnasium Dörpsweg auch beim Verbundfinale am 05.02.2024 vertreten wird, zeigte eine große Gesprächsfähigkeit und differenzierte Ausdrucksweise.

Im Publikum saßen Schüler:innen der Jahrgänge 8.-10. Das Zuhören erwies sich als sehr informativ und ergiebig. Dem Gesagten war, obwohl sich das Publikum zuvor nicht mit den Fragen befasst hatte, leicht zu folgen, da ruhig gesprochen wurde und jeder sich geübt auf die anderen bezog.

Die Debattierenden zeigten sich äußerst wortgewandt im Wettbewerb. Begriffe wie „Sanktionen”, „pluralistische Gesellschaft” und „Stigmatisierung” wurden genannt und erklärt.

Beeindruckend war auch die Schlagfertigkeit der Debattierenden. Bei der Frage, ob Mobbing härter bestraft werden solle, erwähnte ein Schüler, dass bei Drogen beispielsweise eine härtere Bestrafung wenig Wirkung zeigte, daraufhin wurde der Vergleich von Mobbing und Drogen von einem weiteren Schüler infrage gestellt.

Ebenfalls bewährte sich die gründliche Recherche der Teilnehmer immer wieder. Beispielsweise erwähnte Iana (9c) als Pro 1 im Halbfinale, dass der Begriff „Mobbing“ in den Gesetzbüchern nicht vermerkt sei, jedoch die kennzeichnenden Merkmale wie Gewalt und Beleidigungen. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Debattierenden rhetorisches Können, Eloquenz und eine gute Ausführung ihrer Beiträge gezeigt haben. Als Zuhörer konnte man dabei sowohl sehr viel Sachwissen und einen vergrößerten Wortschatz mitnehmen, als auch verschiedene Perspektiven betrachten und sich eine eigene Meinung auf der fundierten Basis der Debatten bilden.

Weihnachtspost

Mit Weihnachtsbriefen an Senioren verabschiedete sich die Klasse 5a in die Weihnachtsferien.

Ausgehend von den Taten des Heiligen Nikolaus von Myra hatten die Schüler:innen unter Anleitung von Frau Rogga im Religionsunterricht Ideen gesammelt, wie Hilfsbedürftigen und Menschen ohne eigene Familie heutzutage geholfen und in der Weihnachtszeit Freude geschenkt werden kann.
Eine Woche lang setzten sie diese Ideen in ihrer Freizeit engagiert in die Tat um, indem sie Obdachlosen Nahrungsmittel kauften, Kleidung spendeten oder die Bewohner:innen von Seniorenheimen besuchten.

Abgeschlossen wurde die Unterrichtseinheit damit, dass die Schüler:innen im Unterricht Weihnachtskarten bastelten, bemalten und mit persönlichen Weihnachtsgrüßen versahen, um diese anschließend der Seniorenwohnanlage der Johann August Gärtner-Stiftung am Halstenbeker Weg zu überreichen.

„Ich finde es wichtig, Menschen, die einsam sind, eine Freude zu machen“, stellt Jonas (5a) klar. Lara bestätigt das und ergänzt: „Ich finde die Aktion gut, weil wir als Klasse Spaß hatten und anderen Menschen eine Freude gemacht haben. Das hat uns dann selbst sehr gefreut.“
„Es war eine coole Aktion, weil sie ein Mix aus Deutsch, Kunst und Religion war“, findet auch Soraya. „Es hat super viel Spaß gemacht, Gedichte zu schreiben, zu malen und sich nette Worte auszudenken. Es ist eine schöne Vorstellung, dass eine nette Omi so eine Karte von mir bekommt.“

„Die Klasse hat großartig mitgemacht und viel Empathie gezeigt. Von vielen Texten war ich sehr gerührt“, lobt Frau Rogga ihre Klasse, die allen schöne Weihnachten und ein glückliches neues Jahr wünscht.

Friedensdialog

Ein starkes Statement für den Frieden erlebten die Schüler:innen aus den Jahrgängen 9-12 bei einem Gespräch zweier Vertreter der „Combatants for Peace“, die miteinander über den Nahost-Konflikt sprachen: der Israeli Rotem Levin und der Palästinenser Osama Eliwat. Beide traten im Dialog für ihre Auffassung ein, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästina nicht mit Waffengewalt gelöst werden könne, sondern nur mit einem Verständnis für die Traumata der Gegenseite sowie durch den gemeinsamen Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit.

Beide Diskussionsteilnehmer waren auf Einladung von Frau Fünfsinn an die Schule gekommen und sind Teil der Friedensbewegung „Combatants for Peace“, die 2006 durch ehemalige israelische Militärangehörige sowie palästinensische Kämpfer:innen gegründet worden war. Der englischsprachige Dialog wurde von den Englischlehrkräften Frau Braun und Herrn Rösler ins Deutsche übersetzt. Im Anschluss an einen kurzen Einführungsfilm der „Jewish voice for peace“ berichteten beide Vertreter zunächst und teils sehr persönlich aus ihrem Leben.

So seien seine Kindheit und Jugend von Unkenntnis über die palästinensische Bevölkerung geprägt gewesen, erläuterte Rotem Levin, der aus einem Dorf bei Tel Aviv stammt. In seiner Schulzeit habe das Narrativ geherrscht, dass die Palästinenser die Juden vertreiben wollten. Ein Held der Familie sei ein Cousin der Mutter gewesen, der 1975 bei einem Militäreinsatz ums Leben gekommen sei. Nach einer KZ-Besichtigung im Alter von 17 Jahren sei Rotem deshalb zu der Schlussfolgerung gelangt, dass er sein Land nur durch den Militärdienst schützen könne, sodass er sich habe verpflichten lassen. Nach einer ihm befohlenen Zündung einer Schallgranate in einem Wohngebiet des Westjordanlands seien ihm allerdings erste Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns gekommen. Ein Umdenken habe bei ihm schließlich während einer Begegnung mit zuvor nur als „gefährlich“ eingeschätzten Palästinensern eingesetzt, die ihm ihr Verständnis des in Israel gefeierten Staatgründungsjahres 1948 erklärten. Er sei erstmals mit dem Begriff „Nakba“ konfrontiert worden, der arabischsprachigen Bezeichnung für jenen Katastropheneindruck, der auf palästinensischer Seite aus der Flucht und Vertreibung von etwa 700.000 Palästinensern resultiere.

Umgekehrt berichtete auch Osama Eliwat (Foto links) von seiner früheren Unkenntnis der israelischen Bevölkerung. Er stammt aus Jericho im Westjordanland. Israelis habe er in seiner Kindheit und Jugend lediglich als bedrohliche Militärs erlebt. Nachdem er mitangesehen habe, wie jüdische Soldaten seinen Vater verprügelt hätten, habe er sich hasserfüllt entschieden, Widerstandskämpfer zu werden. Eine Gefängnisstrafe, die er für das Hissen der palästinensischen Flagge ohne Anklage habe verbüßen müssen, habe seinen Hass nur noch verstärkt. In Folge des Osloer Friedensvertrags von 1994 sei er zwar dem Polizeidienst beigetreten, doch der Schmerz und das Ungerechtigkeitsempfinden seien auch dann noch geblieben. Erst bei einer Begegnung von Juden und Palästinensern 2010 habe er israelische Perspektiven kennengelernt, das Trauma der jüdischen Verfolgung verstanden und zudem Israelis erlebt, die die Gefahr für beide Seiten benannt hätten. Damals er habe begriffen, dass die eigentlichen Feinde Hass, Trennung und Diskriminierung seien. Anstelle des Streits darüber, wer mehr Opfer sei, müsse der  gemeinsamen Kampf für Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit Vorrang haben.

Hier applaudierte das Publikum, ohne die deutsche Übersetzung abzuwarten. Im Anschluss wurde eine Fülle von Publikumsfragen auf Zetteln gesammelt und gebündelt. Zumindest für die Beantwortung einiger Fragen reichte die Zeit noch. So wurden beide Diskussionsteilnehmer gefragt, wie ihre Familien auf das Engagement bei den „Combatants für Peace“ reagierten. Beide nannten zwar eine gewisse Akzeptanz der Familien, die jedoch anderer Meinung blieben und den Dialog mit einem Vertreter der Gegenseite nur schwer verstehen könnten.
Was sie über die Angriffe der Hamas vom 7. Oktober dächten, wurden beide Diskussionsteilnehmer gefragt. Gewalt sei nie gerechtfertigt und ein Verbrechen, antwortete Osama. Er distanzierte sich von den Angriffen, die weder in seinem Namen, noch im Namen seines Volkes begangen worden seien. Durch Töten höre der Strudel der Gewalt nicht auf. Rotem seinerseits sei schockiert von den Angriffen gewesen, berichtete er, und auch von den Reaktionen des israelischen Militärs.
Die Frage, ob ein solcher Dialog in Israel, in Gaza oder im Westjordanland vorstellbar wäre, beantworteten sie mit einer gewissen Resignation, beide Seiten seien seit dem 7. Oktober zu stark von Existenzangst und Hass erfüllt.

Auf die Frage nach einem Zusammenleben der Zukunft, einem möglichen Friedensszenario antworteten sie, dass die frühere Trennung, die sie aus ihrer Jugend erinnern, keine Lösung gebracht habe. So erteilte Rotem auch einer Zweistaatenlösung eine Absage. Wichtig seien stattdessen das Verständnis für beide Perspektiven, Hoffnung, Gleichberechtigung und Zusammenarbeit. Alle müssten verstehen, sagte Osama, dass Israel nicht sicher sein könne, solange sich Palästinenser nicht frei fühlten, und dass die Palästinenser nicht frei leben könnten, solange Israel nicht sicher sei. Auch sein Schlussplädoyer erhielt anhaltenden Applaus: Man solle aufhören, nur für eine der beiden Seiten einzutreten, stattdessen brauche es „vom Fluss bis zum Meer Freiheit, Sicherheit und Gleichberechtigung“.

Das Publikum lauschte dem Dialog durchweg hochkonzentriert. Im Anschluss sorgte die Veranstaltung bei einzelnen Schüler:innen für kontroverse Diskussionen, ganz überwiegend waren die Reaktionen sehr positiv. Er habe die Diskussion „überraschend gut“ gefunden, sagte beispielsweise Emran (S1), „mir hat die Gegenüberstellung sehr gefallen.“ Malou und Jeremy (ebenfalls S1) schlossen sich an, fanden die Veranstaltung „sehr interessant und lehrreich“, auch wenn das Weglassen der Übersetzung noch weitere Vertiefungen ermöglicht hätte. Sarah sah hingegen den Sinn der Übersetzung für manche jüngeren Schüler:innen und betonte den Mut der beiden Diskussionsteilnehmer. Auch Leonardo fand es „sehr beeindruckend, wie objektiv beide trotz ihrer früheren Indoktrination blieben“. Es sei „sehr schön gewesen, wie sie gemeinsam berichten konnten“.